Arbeitskreis Interreligöser Dialog (A.I.D.) in Radolfzell
Der Arbeitskreis besteht aus verschiedenen Vertreter:innen religiöser Gemeinschaften, Traditionen, Weltanschauungen und der Philosophie. Wir treffen uns in regelmäßigen Abständen, um uns über ein bestimmtes, vorher gewähltes Thema, auszutauschen. Dazu bringen wir Texte aus unseren Traditionen, die wir teilen – auch unter dem Aspekt, warum wir sie gewählt haben, warum sie uns wichtig sind. Dabei ist das Zuhören, voneinander Lernen-Wollen, die Freude am Anderen, genauso wichtig wie Respekt und Akzeptanz.

 

Die Texte die aus diesen Treffen entstehen, sind eine Zusammenfassung der Beiträge und Impulse der jeweils Anwesenden. Sie stellen keine persönliche Meinung einer einzelnen Person dar. Beitritt auf Anfrage, Empfehlung oder Einladung – indialog@gmx.net.

 

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Geschichten zum Glück bei unserem letzten A.I.D.- Treffen am 01.09.2023

 

 

Das Glück ist nicht so einfach zu bestimmen oder zu erfassen und es hat viele Facetten – Dankbarkeit, Zufriedenheit, Akzeptanz, Erfüllung, Heiterkeit, Berührbarkeit/Mitgefühl, um nur ein paar zu benennen, die in unserem Austausch erwähnt wurden.
S.H. der Dalai Lama spricht von 2 Ursachen für Glück: äußere Ursachen, z.B. Menschen, Dinge, Umstände, die uns beglücken, die allerdings von unbeständiger Natur sind. Es ist ein Glück, das nicht von Dauer ist. Natürlich können wir uns auch an diesem Glück erfreuen und es nimmt zu, wenn wir es teilen.
Innere Ursachen für Glück haben mit einer geistigen Entwicklung und Einstellung zu tun, die weitgehend unabhängig von äußeren Umständen und daher auch von einer beständigeren Natur ist.
So schreibt Rosa Luxemburg in einem ihrer Briefe aus dem Gefängnis an Sonia Liebknecht, trotz aller widrigen Umstände: ‚…  und dabei klopft mein Herz von einer unbegreiflichen, unbekannten inneren Freude …. Wie wenn ich irgendein zauberhaftes Geheimnis wüsste, das alles Böse und Traurige Lügen straft und in lauter Helligkeit und Glück wandelt. … Ich glaube, das Geheimnis ist nichts anderes als das Leben selbst; …‘ So kann sich dieses tiefe, innere Glück auch in den dunkelsten Zeiten erschließen, als Essenz des Lebens selbst. Auch für Dietrich Bonhoeffer scheint dies der Fall gewesen zu sein.
Wenn wir immer nur nach den lichthaften Seiten des Lebens trachten, immer nur dort wo es hell ist nach dem Glück suchen, bleiben wir an der Oberfläche unser Gewohnheitsmuster haften, dem Streben nach Befriedigung unserer Sinne. Wir müssen uns auch der Dunkelheit und unseren Ängste stellen – oft liegt der Schlüssel zum Glück im Verborgenen (wie es in einer Geschichte von Paul Watzlawick, Anleitung zum Unglücklichsein, steht).
Der Prophet Mohammed spricht davon, dass das Glück in der Beziehung zu noblen und liebevollen Menschen zu finden ist. Alle menschlichen Wesen sind ein Körper – wenn ein Wesen leidet, leiden alle.
Die Gemeinsamkeit aller Wesen besteht darin, dass sie glücklich sein wollen. Wer das Glück nur für sich selbst sucht, wird es nicht finden. Wer aber Ursachen zum Glück für andere schafft, den wird das Glück finden (so die Geschichte mit den Luftballons). Mitfreude ist doppelte Freude, und geteiltes Leid ist halbes Leid.
Im Neuen Testament ist das Wort Glück nicht zu finden. Die Glückseligkeit wird in das Jenseits verschoben. Selig sind die Sanftmütigen, die Barmherzigen, die Frieden stiften, die Armen im Geiste – aber glücklich? Vielleicht könnte man den Segen Gottes als Glück bezeichnen – oder wie bei den Mystikern, die Verzückung Gott zu schauen.
Sich ganz dem Augenblick hinzugeben, loszulassen, anzunehmen was das Leben bringt, ist der Leitfaden, in der Geschichte Hans im Glück. Sein materielles Glück wir immer weniger, doch Hans bleibt ganz im Glück und ist letztendlich von aller Last befreit. Ein Narr oder ein Weiser?
Auch in der letzten Geschichte (Tara die Retterin) geht es um eine Hingabe, wenn auch durch äußere Umstände bedingt, die eine geistige Richtungsänderung bewirkt – weg vom Stolz es besser zu wissen, im Besitz der einzigen Wahrheit zu sein. Wir müssen uns frei machen von festgefahrenen Überzeugungen und Konzepten, um offen zu sein für das Glück.

 

Mögen alle Wesen glücklich sein und die Ursachen für Glück erfahren!

 

Tsunma Jinpa
01.09.2023

 

 

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Selbstbestimmung-Fremdbestimmung Zusammenfassung

 

Wie weit können wir selbst bestimmen, was liegt in unserem Möglichkeits-Machbarkeitsbereich?
Sicher wird unsere Entscheidungsfähigkeit durch unsere Prägungen und Umstände/Bedingungen eingeschränkt.
So ‚wollen wir das Gute tun und tun doch das Böse‘, wie Paulus sagt. Kann man wollen was man soll, kann man überhaupt das Wollen wollen?  Hat Schopenhauer Recht, wenn er schrieb, ‚Der Mensch kann zwar tun was er will. Er kann aber nicht wollen was er will‘?

 

Das Wollen liegt in einem Spannungsfeld zwischen dem Gemeinwohl und dem eigenen Wohl, zwischen einem Höheren (Gottes) Willen und dem persönlichen Willen.
Folgen wir einem Weg, der bereits für uns vorbestimmt ist (durch Schicksal oder Gottes Wille) und brauchen wir nur den Mut ihn zu gehen – nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe?

 

Gibt es den Freien Willen? In der Selbstbestimmung tragen wir die Verantwortung, gehen das Risiko der Fehlbarkeit ein. ‚Sündige tapfer, glaube aber noch tapferer an Gottes Gnade‘.
Es ist wichtig ehrlich zu sich selbst und andere zu sein und die eigenen Werte zu leben. Sind unsere Taten nicht alle ‚Stationen auf dem Weg der Freiheit‘ (Bonhöfer)

 

Haben wir die Wahl, unsere Handlungen in eine bestimmte Richtung zu lenken (heilsam oder unheilsam)? Wir handeln aus karmischen Tendenzen heraus, die wiederum Wirkungen hervorbringen werden – basierend auf früheren Ursachen.

 

Vielleicht geht es ja um eine Ausrichtung, wobei jeder Schritt ausgelotet und alles Mögliche getan werden muss.

 

Tsunma Jinpa
03.03.2023

 

 

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Zusammenfassung – AID Treffen zu Sterben Tod und Wiedergeburt

 

„Lebe, wie Du, wenn Du stirbst, wünschen wirst, gelebt zu haben“.
Christian Fürchtegott Gellert

 

Dieses Zitat fasst vieles zusammen, worum es in unserem Austausch zum Thema ging. Dass wie wir leben, sehr viel damit zu tun hat, wie wir sterben – und auch mit dem Danach. So zu leben, dass wir nichts bereuen müssen, versöhnt zu sein mit sich und anderen, das Unerledigte erledigt zu haben, all das ist wichtig um loslassen zu können – sei es materielle oder geistige Dinge.
Es kann geübt werden. So antwortete der Dalai Lama einmal auf die Frage, was er denn so jeden Tag mache, ‚ich bereite mich auf den Tod vor‘.

 

Gibt es etwa auch ein Art ‚Auferstehung‘ oder Wiedergeburt in diesem Leben? Eine Art Sinneswandel, eine Bewusstseinsänderung? Eine Stelle aus dem Neuen Testament scheint darauf hinzudeuten. In Joh3 heißt es, dass Jesus zu dem Ratsherrn Nikodemus sagte: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht wiedergeboren wird aus dem Wasser und dem Heiligen Geist, so kann er in das Reich Gottes nicht eingehen.“   

 

Bedeutet der Tod das Ende, oder ist es nur ein Übergang? Wilhelm von Humboldt äußert sich zu dieser Frage folgendermaßen:
"Der Tod ist kein Abschnitt des Daseins, sondern nur ein Zwischenereignis, ein Übergang aus einer Form des endlichen Wesens in eine andere."

 

Für andere wiederum gibt es kein Sterben, denn "das was ich bin, kann nicht sterben, weil es nie geboren wurde." (Ramana Maharishi)

 

 

 

Es gibt eine Geschichte (die ich hoffentlich richtig wiedergebe), von zwei Freunden die sich versprechen, wer immer von ihnen zuerst stirbt, wird dem anderen mitteilen, wie es nach dem Tod aussieht. Als dann tatsächlich einer von ihnen verstorben ist, fragt sein Freund, und, wie sieht es aus? Die Antwort war ‚total anders‘!

 

 

 

Tsunma Jinpa   17.2.2023

 

 

 

 

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Zusammenfassung - Gut und Böse

 

Ein weites Thema, getragen von den Fragen, gibt es das Böse, oder gibt es das Böse nur in Relation zum Guten (also in der Dualität), ist der Mensch von Natur aus gut, entsteht das Böse durch Ungleichheit und Interessenkonflikten?

 

In unserem Austausch wurde Gut und Böse eher als Konstrukt des menschlichen Geistes gesehen und daher als solches nicht existierend. Was es jedoch gibt ist schädliches und förderliches Handeln und unser Bewusstsein macht es möglich, zwischen den beiden zu unterscheiden. Obwohl auch das nicht immer so einfach ist, denn manchmal führen auch die besten Absichten zu Schaden.
Böse Absichten und schädliches Handeln zielen darauf ab, die andere Person in ihrer Entwicklung zu hindern (bis hin zur Tötung) und/oder sie dem eigenen Willen zu unterwerfen. Hierzu gehört auch die Kraft der Verführung.
Was wäre, wenn es keine Hindernisse und Behinderungen gäbe? Stecken darin vielleicht auch eine Chance zur Bewusstseinsentwicklung und ein Aufruf, unserer Verantwortung gerecht zu werden, unseren freien Willen auszuüben?

 

Kann Böses verändert werden?

 

Wenn Böses entsteht durch das Getrenntsein von Gott, Allah, unserer wahren Natur, dem einen Geist, dann wäre eine Hinwendung, Zuwendung, Rückführung zur Verbundenheit mit Gott und zu unserer wahren Natur, eine Antwort drauf.
Sich nicht abzuwenden, in der Verbundenheit bleiben, auch wenn man dem schädlichen Handeln Einhalt gebieten muss - das wäre förderliches Handeln, das zum Guten führt.

 

 

 

Tsunma Jinpa

 


Impulse:
Das Böse entsteht durch „Trennung der göttlichen Eigenschaften Strenge und Gnade“
(aus dem Judentum)

 

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Das Thema unseres letzten Treffens im Arbeitskreis Interreligiöser Dialog Radolfzell war:

 

Hoffnung – Zuversicht – Vertrauen
Was gibt uns Hoffnung in diesen schwierigen Zeiten und gibt es Texte in unseren religiösen Traditionen, die uns Zuversicht und Vertrauen schenken.

 

In unseren Gesprächen wurde deutlich, dass es sich dabei nicht um blinde Hoffnung, bzw. blindes Vertrauen geht.
Vielmehr handelt es sich um ein Vertrauen, das auf Erfahrung beruht – vielleicht auch durch ein Urvertrauen, oder auch Gottesvertrauen genährt wird – sicher aber auch Selbstvertrauen benötigt. Ein Selbstvertrauen, das Zuversicht gibt – um  ‚trotzdem ja zum Leben sagen‘ (Victor Frankl) zu können.
Als Buddihst:innen nehmen wir Zuflucht zu Buddha,Dharma, Sangha – d.h. wir setzen unser Vertrauen in unseren eigenen Weisheitsgeist, der die gegenseitige Verbundenheit und Abhängigkeit aller Dinge erkennt. Darin liegt auch unsere Hoffnung, heilsam mit den Geschehnissen umgehen zu lernen.  Oder, um einige Sanskrit/Hindi Definitionen aufzugreifen, dass wir mit Zuversicht in die Zukunft ‚hüpfen‘ können.

 

Hoffnung im christlichen Sinne kann auch bedeuten, in Offenheit zu warten („harren“).
Dazu Paulus Röm 8, 24-25...wir sind gerettet auf Hoffnung hin. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man auf das hoffen, was man sieht? Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld‘.

 

Im Islam würde man Hoffnung, Zuversicht und Vertrauen in der Hingabe zu Allah finden.

 

Zum Abschluss noch zwei Zitate:
Bomben können Material und leider auch Menschen zerstören, Krankheit auch. Aber lasst uns nicht die Liebe in unseren Herzen zerstören, denn das ist unsere einzige Hoffnung (B.H.)

 

 „Hoffnung ist definitiv nicht dasselbe wie Optimismus. Es ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgehen muss wird, sondern die Gewissheit, dass etwas einen Sinn hat, unabhängig davon, wie es ausgeht.“ (Vazclav Havel)

 

Tsunma Jinpa, 23.5.2022

 

 

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Gnade und Verdienst

 

…war unser Thema bei unserem letzten AID (Arbeitskreis Interreligiöser Dialog)Treffen, das leider wieder nur online stattfinden konnte.

 

Ist Gnade etwas, das uns von einer höheren Autorität erwiesen wird, auch ohne unser Zutun, ohne dass wir es uns ‚verdient‘ haben? Eine göttliche Gunst oder Hilfe, die uns aus der Barmherzigkeit Gottes zukommt? Nach Luther: allein aus Gnade , allein aus Glaube und der Schrift.

 

Wir können begnadigt werden – so gab es im AT alle 7 Jahre ein Gnadenjahr, das u.a. eine Entschuldung beinhaltete - oder auch begnadet sein, eine besondere Begabung haben (die uns, wie es scheint, gegeben wurde).

 

Ist Verdienst etwas das ich tue, um etwas anderes, oder einen Anspruch darauf zu erwerben? Oder kann man es wie bei Luther als Vertrauen sehen, dass man wegen der Gnade keine Verdienste mehr erwerben MUSS, so dass man sich frei dem Dienst (am Nächsten) widmen KANN? Dies wäre wohl der wahre Dienst im Verdienst.
Denn auch das Dienen steckt im Verdienst. Es kann als Dienstleistung gesehen werden, die entlohnt wird. Aber auch die Demut ist dem Verdienst verwandt – eine dienende Gesinnung.

 

Diese dienende Gesinnung, die sich in Demut und altruistischen Handlungen äußert, kommt auch dem Verdienst im buddhistischen Sinne nahe. Hier wird es eher als Ansammlung bezeichnet: d.h. positive Ansammlungen durch mitgefühlvolles positives Verhalten, wirkt sich positiv aus, jetzt und in späteren Existenzen.
Man kann sagen, Mitgefühl zu entwickeln, d.h. immer auch an andere zu denken, ist ein Mittel, um sich selbst vom Anhaften an das eigene Ich, an die eigenen Interessen zu denken, zu befreien – und damit Verdienst anzusammeln.

 

Im Tibetischen Buddhismus kommt das Mitgefühl dem Begriff der Gnade am nächsten. Auch wenn es Gebete um das Wohlwollen und Mitgefühl der Buddhas und Bodhisattvas gibt, so ist es jedoch etwas, das man selbst entwickeln soll als Teil des Weges zur Erleuchtung.
Ein anderer Aspekt des Mitgefühls, drückt sich im Segen des Lehrers aus, der uns mit der Übertragungslinie der Lehre bis hin zu Buddha Shakyamuni verbindet. Hier bedarf es der Hingabe (wie es bei Luther des Glaubens bedarf), um diesen Segen zu erhalten. ‚Alles Glück ist der Segen des Lehrers“.

 

Mögen wir ein Segen für alle Wesen sein.

 

Tsunma Jinpa
03.02.2022

 

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Moral und ethisches Verhalten (1.10.21)

 

Unser Treffen endete mit einem kurzen Text aus dem Buch des Dalai Lama ‚Ethik ist wichtiger als Religion‘.
Er sagt: ‚Nach meiner Überzeugung können Menschen zwar ohne Religion auskommen, aber nicht ohne innere Werte, nicht ohne Ethik. Der Unterschied zwischen Ethik und Religion ähnelt dem Unterschied zwischen Wasser und Tee. Ethik und innere Werte, die sich auf einen religiösen Kontext stützen, sind eher wie Wasser. Ohne Wasser kein Leben.
Der Tee, den wir trinken, besteht zum größten Teil aus Wasser, aber er enthält auch noch weitere Zutaten – Teeblätter, Gewürze, vielleicht ein wenig Zucker und – in Tibet jedenfalls – auch eine Prise Salz, und das macht ihn gehaltvoller, nachhaltiger und zu etwas, das wir jeden Tag haben möchten. Aber unabhängig davon, wie der Tee zubereitet wird: Sein Hauptbestandteil ist immer Wasser. Wir können ohne Tee leben, aber nicht ohne Wasser. Und genau so werden wir zwar ohne Religion geboren, aber nicht ohne das Grundbedürfnis nach Mitgefühl – und nicht ohne das Grundbedürfnisnach Wasser.‘

 

Dazu passen gut die Worte von Küng zum Thema Weltethos:
"Immer deutlicher wurde mir in den letzten Jahren, dass die eine Welt, in der wir leben, nur dann eine Chance zum Überleben hat, wenn in ihr nicht länger Räume unterschiedlicher, widersprüchlicher oder gar sich bekämpfender Ethiken existieren. Diese eine Welt braucht ein Ethos; diese eine Weltgesellschaft braucht keine Einheitsreligion und Einheitsideologie, wohl aber einige verbindende und verbindliche Normen, Werte, Ideale und Ziele." - Hans Küng, Projekt Weltethos, Piper 1990

 

Gesagt wurde auch, dass ethisches Verhalten zum einen damit zu tun hat, von unheilsamen Handlungen abzustehen und zum anderen, heilsame Handlungen auszuführen.

 

Während Moral etwas Gesetzliches/Regelhaftes darstellt, das auch kulturbedingt ist und somit Pflichten und Verbote einer Gesellschaft zum Ausdruck bringt, bezieht sich die Ethik eher auf innere Werte, die eine Einstellung/geistige Haltung von Nächstenliebe und Mitgefühl zum Ausdruck bringt und etwas Religions-Kulturübergreifendes hat.
Moral kann daher auch leicht zu einem Instrument der Macht werden, während Ethik eher auf Verantwortung/Selbstverantwortung beruht. Dabei spielt die Motivation aus der heraus wir handeln, eine große Rolle.

 

 

 

Tsunma Jinpa

 

 

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Barmherzigkeit/Mitgefühl/Güte   -    Zusammenfassung

 

Wir scheinen uns einig darüber zu sein, dass wahre Barmherzigkeit altruistisch und authentisch sein muss. Deshalb ist die Motivation von großer Bedeutung. Sie sollte nicht zweckgebunden sein – um in den Himmel zu kommen, Erleuchtung zu erlangen, als guter Mensch angesehen zu werden usw.

 

Weiterhin stellten wir fest, dass sich Barmherzigkeit und Macht nicht vertragen. Aufzugeben sind auch das Rechthaben-wollen, die Bewertung (Abwertung), Beurteilung, das Kritisieren usw.. Dieses Loslassen ist eine Gabe des Herzens – ein Geschenk an unsere Mitmenschen, an unsere Mitwelt, ein Opfer im positiven Sinne.

 

Barmherzigkeit ist nicht etwas Anerzogenes, sondern ist in uns als Potenzial schon vorhanden und kann als Geisteshaltung geübt werden. Wir können diese wohlwollende Haltung immer weiter ausdehnen, von denen die uns nahe stehen, zu allen Wesen – uns selbst immer mit eingeschlossen.

 

Die wichtigste Erkenntnis für mich war, dass wir alle der Barmherzigkeit bedürfen. Das nimmt das Gefälle und das Stigma aus der Barmherzigkeit – wir sitzen alle im gleichen Boot. Und wir müssen lernen, uns

 

ere eigene Unvollkommenheit zu akzeptieren und das unserer Mitmenschen.
Wir können nur existieren durch die Barmherzigkeit, die Güte und das Wohlwollen unserer Mitmenschen, unserer Mitwelt. Es ist ein Akt der Barmherzigkeit, uns gegenseitig zu unterstützen – und zu erkennen, dass wenn man gibt, einem auch gegeben wird.

 

Tsunma Jinpa 14.06.2021